09.11.21 Brustkrebs-Diagnostik: Studie am UKSH weist Erfolg des QuaMaDi-Programms nach
Presseinformation des UKSH Brustkrebs
ist die Tumorerkrankung, die weltweit am häufigsten diagnostiziert
wird. Um Tumoren möglichst früh zu erkennen, wurde in Deutschland ein
Screeningprogramm für Frauen zwischen 50 und 69 Jahren eingerichtet.
Darüber hinaus ermöglicht nur in Schleswig-Holstein das QuaMaDi-Programm
(„Qualitätsgesicherte Mammadiagnostik“) Frauen auch außerhalb dieser
Altersgruppe, die Symptome oder ein erhöhtes Brustkrebsrisiko aufweisen,
Zugang zu einer Qualitätsdiagnostik, die weit über die
Standarduntersuchung hinausgeht. Am Universitätsklinikum
Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Kiel, wurden nun erstmals Befunde von
Frauen, die im Rahmen des QuaMaDi-Programms erhoben wurden, systematisch
aufgearbeitet. „Unsere umfassende Auswertung konnte den Erfolg dieses
Programms eindeutig bestätigen“, sagt Prof. Dr. Christoph Röcken,
Direktor des Instituts für Pathologie des UKSH und der
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.
In Zusammenarbeit mit dem
Brustzentrum und der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe des UKSH,
Campus Kiel, hat das Institut für Pathologie Begutachtungsberichte von
6.845 Frauen analysiert, die im Rahmen von QuaMaDi in Kiel unter anderem
mittels einer Mammographie, einer Röntgenbildgebung der Brust,
untersucht wurden. Die Analyse zeigte, dass durch die hohen
Qualitätsstandards des Programms Brustkrebs in einem frühen und
potenziell heilbaren Stadium der Erkrankung diagnostiziert wurde. Zudem
konnten Risikogruppen identifiziert werden, die nicht in das
deutschlandweite Screeningprogramm eingeschlossen werden. Obwohl das
Risiko für Brustkrebs mit dem Alter steigt, war ein Viertel der Frauen,
bei denen ein Tumor erkannt wurde, jünger als 50 Jahre. Ein Drittel der
betroffenen Frauen war über 70 Jahre.
In Fällen, in denen operiert
werden musste, wurden außerdem die Gewebeproben aus Biopsien, die bei
Krebsverdacht zunächst durchgeführt werden, mit jenem Gewebe verglichen,
das anschließend bei der Operation entfernt wurde. Der Vergleich zeigte
große Übereinstimmung und bestätigte die hohe Qualität und Aussagekraft
der Biopsien. „QuaMaDi trägt erheblich zur qualitätsgesicherten
Diagnostik bei und ergänzt das bundesweite
Mammographie-Screeningprogramm“, folgerte die Arbeitsgruppe.
Das
Brustzentrum des UKSH, Campus Kiel, ist mit seiner hochspezialisierten
Diagnostik und fachübergreifenden Expertise eines von vier landesweiten
Referenzzentren für das QuaMaDi-Programm. Die Einrichtung der Klinik für
Gynäkologie und Geburtshilfe und der Klinik für Radiologie und
Neuroradiologie war bei der Gründung 1996 bundesweit das erste
Mammazentrum, das die Brustkrebsbehandlung wegweisend für Deutschland in
einer interdisziplinären Einrichtung zusammenfasste. 2003 zählt es zu
den ersten Organkrebszentren, die von der Deutschen Krebsgesellschaft
(DKG) zertifiziert wurden. Seitdem wird es kontinuierlich nach den
strengen Kriterien der DKG überwacht und rezertifiziert. Eingebunden ist
das Brustzentrum in das Universitäre Cancer Center Schleswig-Holstein
(UCCSH), ein Zusammenschluss aller onkologisch tätigen Einrichtungen des
UKSH und der Universitäten in Kiel und Lübeck.
„Das
QuaMaDi-Programm ist ein Meilenstein in der umfassenden Versorgung
unserer Patientinnen. Ich freue mich, dass der Nutzen und Erfolg dieses
Programms am Campus Kiel nun systematisch wissenschaftlich aufbereitet
und bestätigt werden konnte“, sagt Prof. Dr. Claudia Baldus,
geschäftsführende Vorständin des UCCSH und Direktorin der Klinik für
Innere Medizin II mit den Schwerpunkten Hämatologie und Onkologie des
UKSH, Campus Kiel.
Prof. Dr. Nicolai Maass, Direktor der Klinik
für Gynäkologie und Geburtshilfe, sagt: „Unser Anspruch ist es, an
Brustkrebs erkrankten Patientinnen die bestmögliche Qualität bei der
Diagnose, Behandlung und Nachsorge zu bieten und diese Bereiche stetig
zu verbessern. Dies gelingt durch die enge Zusammenarbeit aller an der
Versorgung und Forschung beteiligten Expertinnen und Experten. Sie ist
auch Voraussetzung für eine qualitativ hochwertige
Früherkennungsstrategie, die es ermöglicht, Brustkrebs rechtzeitig und
sicher zu erkennen und in der weit überwiegenden Zahl der Fälle zu
heilen.“
Prof. Dr. Fritz Schäfer, Leiter des Brustzentrums am
UKSH, Campus Kiel, sagt: „Die Studie verdeutlicht noch einmal den großen
Nutzen von QuaMaDi für Frauen mit höherem Risiko und Beschwerden - in
jedem Alter.“
Seit 2005 können gesetzlich versicherte Frauen mit
Wohnsitz in Schleswig-Holstein am QuaMaDi-Programm teilnehmen, das sich
an den Qualitätsstandards nationaler und internationaler Leitlinien
orientiert. Zum Programm gehört eine unabhängige Zweitbefundung aller
durchgeführten Mammographieaufnahmen und – falls notwendig – eine
unabhängige Drittbefundung und Abklärungsdiagnostik in einem der
Referenzzentren.
Neuer Forschungsverbund entwickelt Therapieansätze für bislang unheilbare Bluterkrankung / Amyloidose-Zentrum am Universitätsklinikum Heidelberg koordiniert / klinische Studie soll Ende des Jahres starten / BMBF fördert mit 1,7 Millionen Euro
Wissenschaftler aus ganz Deutschland haben sich zusammengeschlossen, um die Mechanismen einer seltenen und lebensbedrohlichen Bluterkrankung, der systemischen Leichtketten-Amyloidose, aufzuklären. Ziel ist es, neue Therapieansätze für diese bisher unheilbare Krankheit zu entwickeln. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert den Forschungsverbund, der vom Amyloidose-Zentrum des Universitätsklinikums Heidelberg aus koordiniert wird, in den kommenden drei Jahren mit 1,7 Millionen Euro.
Die systemische Leichtketten-Amyloidose wird durch eine Erkrankung des Knochenmarks (monoklonale Gammopathie oder Multiples Myelom) verursacht: Dort sind Immunzellen krankhaft verändert. Sie produzieren anstelle von wirksamen Antikörpern fehlgebildete Eiweiße, die namensgebenden Leichtketten, und geben diese ins Blut ab. Mit der Zeit lagert sich dieses schädliche Eiweiß als sogenanntes Amyloid in verschiedenen Organen ab und schädigt diese nachhaltig. Da die Symptome zunächst Erkrankungen der einzelnen Organe vermuten lassen, wird die Leichtketten-Amyloidose häufig erst spät diagnostiziert. Man schätzt, dass die Erkrankung jährlich bei rund 800 Menschen in Deutschland festgestellt wird.
Die etablierte Behandlung besteht darin, die krankhaft veränderten Blutzellen durch eine Chemotherapie abzutöten und so die weitere Bildung von Amyloid zu verringern oder zu stoppen. Dies gelingt bei ungefähr der Hälfte der Patienten. Allerdings wird das bereits vorhandene Amyloid vom Körper nur in geringem Maße abgebaut, die Organe können sich daher meist nicht vollständig erholen. Besonders die Prognose von Patienten mit fortgeschrittenem Herzbefall ist schlecht: Mehr als die Hälfte von ihnen verstirbt innerhalb weniger Jahre an Herzversagen.
Klinische Studie mit Inhaltsstoff aus Grünem Tee startet voraussichtlich im Dezember 2012
„Was fehlt, ist ein Behandlungsverfahren, um das Amyloid im Körper abzubauen bzw. die schädlichen Eiweiße überhaupt erst daran zu hindern, sich in den Organen festzusetzen“, erklärt Privatdozent Dr. Stefan Schönland, Sprecher und Koordinator des neuen deutschen Forschungsverbunds GERAMY (GERman consortium for systemic light-chain AMYloidosis). „Doch dazu wissen wir noch zu wenig über die Eigenschaften des Amyloids und seiner Vorstufen.“ Das soll sich nun ändern. Die insgesamt sieben Arbeitsgruppen aus Heidelberg, Kiel, Halle, München und Berlin arbeiten eng vernetzt und mit verschiedensten Methoden u.a. daran, Aufbau und Struktur des Amyloids aufzuklären, Ansatzpunkte für Medikamente zu identifizieren, neue Wirkstoffe zu entdecken und zu testen.
Der erste Wirkstoff, der im Rahmen dieses Großprojekts untersucht werden soll, ist ein Inhaltsstoff aus Grünem Tee, das Epigallocatechingallat (EGCG). „Vorarbeiten unserer Verbundpartner haben gezeigt, dass EGCG im Reagenzglas fehlgebildete Eiweiße daran hindern kann, sich zu Amyloid zusammenzulagern“, so Schönland vom Heidelberger Amyloidose-Zentrum. Anlass zur Hoffnung geben auch die Berichte einzelner Patienten, die diesen Tee-Inhaltsstoff einnahmen und deren Herzbefall sich besserte. Nun soll eine klinische Studie mit Amyloidose-Patienten am Universitätsklinikum Heidelberg mit umfangreichem wissenschaftlichem Begleitprogramm klären, ob EGCG hält, was es verspricht.
Ergebnisse lassen sich eventuell auch für Behandlung von Alzheimer nutzen
Bis zum Medikament ist es aber noch ein weiter Weg: EGCG ist instabil und wird vom Körper nicht immer ausreichend aufgenommen. Die Wissenschaftler wollen daher neue Wirkstoffe mit den Eigenschaften des EGCG identifizieren, die sich besser als Medikament eignen. Darüber hinaus arbeiten sie an maßgeschneiderten Wirkstoffen, die direkt an der fehlerhaften Struktur der Eiweiße ansetzen. Die Ergebnisse des Forschungsverbunds kommen unter Umständen nicht nur Patienten mit Amyloidose zugute: Amyloidablagerungen spielen auch bei Alzheimer, Parkinson und Diabetes mellitus eine Rolle.
Arbeitsgruppen folgender Institutionen beteiligen sich am Forschungsverbund: Universität und Universitätsklinikum Heidelberg, Christian-Albrechts-Universität Kiel (C. Röcken), Technische Universität München, Max-Planck-Forschungsstelle Halle, Max-Delbrück-Zentrum Berlin.
DKK 2012
Prof. Christoph Röcken zur Arbeitsgemeinschaft Onkologische Pathologie (AOP):
DFG fördert innovative Forschungstechnik am UKSH(Kiel, 2. November 2011)
UKSH-Forscher
am Campus Kiel erhalten Massenspektrometer des höchsten Standards
Die Deutsche
Forschungsgemeinschaft (DFG) stattet die Medizinische Fakultät der Christian-Albrechts-Universität
und das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) im Rahmen der Initiative
„Bildgebende Massenspektrometrie in den Lebenswissenschaften“ mit innovativer
Hochtechnologie aus. Die bildgebende Massenspektrometrie ist eine neue und
vielversprechende Methode zur Analyse von Gewebeproben. Eine Bewilligung zur
Anschaffung eines entsprechenden Großgerätes erhielt nun die Arbeitsgruppe
unter der Federführung von Prof. Dr. Christoph Röcken, Direktor des Instituts
für Pathologie des UKSH, Campus Kiel, unter Beteiligung von Prof. Dr. Andreas
Tholey, Leiter der Abteilung Systematische Proteomforschung des Instituts für
Experimentelle Medizin an der Christian-Albrechts-Universität, Prof. Dr.
Jens-M. Schröder, Leiter der Klinischen Forschergruppe „Mechanismen Kutaner
Entzündungsreaktionen“ der Klinik für Dermatologie, Venerologie und
Allergologie, sowie Prof. Dr. Holger Kalthoff, Leiter des Instituts für
Experimentelle Tumorforschung.
Mit der Förderung der DFG im
Wert von rund einer dreiviertel Million Euro erhält das UKSH innovative
Spitzentechnologie, mit der die Experten komplexe Gewebeproben im Kontext von
Krebserkrankungen, Eiweißspeicherkrankheiten (Amyloidosen),
Mikrobiom-Wirts-Interaktionen bei Hauterkrankungen molekular analysieren können.
„Die bildgebende Massenspektrometrie bedeutet für uns eine neue Dimension der
Forschung“, sagt Prof. Röcken. „Mit dieser Innovation können wir in Zukunft
Proteine im Gewebe ohne vorherige Kenntnis des Zielproteins zweidimensional
sichtbar machen. So ist der Nachweis und die Analyse von tausenden Zell- und
Gewebekomponenten gleichzeitig möglich.“
Die neue Technologie
verspricht wichtige Fortschritte etwa bei der Identifizierung von Biomarkern in
der molekularen Pathologie oder bei der Suche nach diagnostischen und
prognostischen Markermolekülen in der personalisierten Medizin der Zukunft. In
der Krebstherapie können beispielsweise die Klassifikation verschiedener
Krebsarten verfeinert, genauere Voraussagen zum Krankheitsverlauf gemacht und
personalisierte Therapien besser gelenkt werden. Bei der Erforschung der
Eiweißspeicherkrankheiten bedeutet das neue Großgerät zudem einen
Technologiesprung für das Amyloid Register Kiel unter der Leitung von Prof.
Röcken. Das größte derartige Register Deutschlands sammelt und dokumentiert
Fälle mit Amyloidose für Forschungszwecke, um neue Diagnose- und
Klassifikationsmethoden zu entwickeln und die Therapie der Amyloidosen damit zu
verbessern.
Die Arbeitsgruppe um Prof. Röcken
beeindruckte die zehn Experten der internationalen Prüfungsgruppe unter anderem
durch die Qualität der Vorarbeiten und durch ihr schlüssiges Konzept zur
Durchführung der wissenschaftlichen Projekte. Insbesondere durch die
Ausgewogenheit von Anwendung und methodischer Entwicklung konnten die UKSH-Forscher
überzeugen. Neben dem UKSH erhalten deutschlandweit acht Universitäten nun
Massenspektrometer des höchsten Standards, um den Wissensvorsprung Deutschlands
in diesem Bereich zu erhalten und weiter auszubauen.
Das neue Massenspektrometer
wird innerhalb der Arbeitsgruppen um Prof. Röcken auch von Wissenschaftlern des
Forschungsverbundes "Exzellenzcluster Entzündungsforschung" genutzt
werden.
Für Rückfragen steht zur Verfügung:
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Institut für
Pathologie, Prof. Dr. Christoph Röcken, Tel.: 0431 597-3400, E-Mail:
christoph.roecken@uksh.de
Verantwortlich für diese Presseinformation:
Oliver Grieve, Pressesprecher des Universitätsklinikums
Schleswig-Holstein, Mobil: 0173 4055 000, E-Mail: oliver.grieve@uksh.de
Campus Kiel, Arnold-Heller-Straße 3, Haus 31, 24105 Kiel, Tel.: 0431
597-5544, Fax: 0431 597-4218
Campus Lübeck, Ratzeburger Allee 160, Haus 1, 23538
Lübeck, Tel.: 0451 500-5544, Fax: 0451 500-2161